18. up-and-coming Int. Film Festival Hannover vergibt Preise an junge Filmschaffende
Filmtalente in Sicht
Mit der Preisverleihung des Deutschen Nachwuchsfilmpreises, des Bundes-Schülerfilm-Preises (FILMKOMET) sowie des up-and coming International Film Awards ist das 18. up-and-coming Int. Film Festival Hannover zu Ende gegangen. Insgesamt sieben Filmteams wurden mit Preisen bedacht, darunter Enno Wronka und Joscha Bär von der IGS Kastellstraße in Wiesbaden, die für ihren Film Under Pressure den mit 2.000 Euro dotierten und vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) gestifteten Bundes-Schüler-Filmpreis gewonnen haben.
Mit dem Bundes-Schülerfilm-Preis (FILMKOMET) wird eine herausragende filmische Arbeit von bis zu 19-jährigen Filmschaffenden gewürdigt. In ihrem Film Under Pressure (Regie und Drehbuch: Enno Wronka, Joscha Bär) thematisieren Jugendliche der 10. Klasse an der IGS Kastellstraße in Wiesbaden Gruppenzugehörigkeit, Unsicherheiten und Druck. Die Jury (Laura Fischer, Regisseurin und Produzentin; Jochen Alexander Freydank, Regisseur; Seneit Debese Geschäftsführerin von Greta & Starks; Jonathan Berlin, Schauspieler und Regisseur; Klara Lange, Schauspielerin) war von der kreativen Umsetzung des Projektes und dem Teamgeist der Crew beeindruckt: »Dieser Film hat das Potenzial, eine positive Wirkung auf seine Altersgenoss*innen und die gesamte Gemeinschaft zu entfalten: Seid empathisch. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, eine unterstützende und inklusive Umgebung zu schaffen, in der jeder gehört und akzeptiert wird.«
Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für den Film Romnja Rangers aus. Die Schüler*innen Jana Beganovic, Jelena Beganovic, Gabi Asanovic, Zlata Stefanovic, Samira Stefanovic, Petra Smailovic aus Hamburg thematisieren in ihrem freien Filmprojekt mit viel Fantasie und Girlpower, betreut u.a. von Karola e.V., ihre eigenen Diskriminierungserfahrungen. »Der Film vermittelt, wie wir Rassismus aktiv begegnen können, und zeigt, dass wir durch Gemeinschaft Superkräfte erlangen, die uns helfen, uns selbst zu empowern.«
Den Deutschen Nachwuchsfilmpreis hat der Film Apocalíptica (Regie: Diego Oliva Tejeda; Drehbuch: Lukas März & Karla Cristóbal), gewonnen, der an HFF München entstanden ist und über eine junge Frau erzählt, die von einem Militärputsch in ihrem Heimatland erfährt und in einer Nacht voller Angst und Ohnmacht versucht, ihre Familie zu erreichen. Für die Jury ist dieser an der Hochschule für Film und Fernsehen München entstandene Kurzfilm »...ein großer Film, in dem wir aus sehr persönlicher Sicht die Angst zweier Frauen erleben. Er wirft ein Licht auf eine scheinbar isolierte Welt in unserer doch so vernetzten Zeit. Er wirft ein Licht auf Menschen fern der Heimat. Wir erleben hautnah und hochemotional, was es heißt, wenn Demokratie und demokratische Strukturen zerbrechen. Dieser Film besticht durch das beeindruckende Schauspiel zweier Frauen unterschiedlicher Generationen. Visualität und Schauspiel bilden eine gelungene Einheit.«
Ebenfalls mit dem Deutschen Nachwuchsfilmpreis ausgezeichnet wurde Kirschen essen (Regie Nandi Nastasja; Drehbuch: Emma Holzapfel, Nandi Nastasja; Filmakademie Baden-Württemberg, Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg) über eine junge Jurastudentin, die seit einem Kindheitsmissbrauch keine Nähe mehr zulassen kann. Der Film wirft Fragen über Schuld, Vergebung und Rache auf. Die Hauptrolle spielt Jule Hermann, die die Jury begeistert hat: »Zart und voller Power spielt die Hauptdarstellerin, sodass man keinen Moment verpassen und ihrer Figur die Last von den Schultern nehmen will. Ein Film, der das Schweigen über pädophilen Missbrauch bricht und über den Willen, sich die Entscheidungsmacht über sein Leben wieder zurückzuholen!«
Ein weiterer Deutscher Nachwuchsfilmpreis geht an den Film Schweden von Nik Azad über Behördenirrsinn und Lebensläufe. In der Jurybegründung heißt es zu dem an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf produzierten Film: »Kurzweilig, ideenreich und originell überrascht uns der Gewinnerfilm mit unerwarteten Wendungen und tiefen Reflexionen über das Leben. Diese Komödie spielt mit einem Augenzwinkern und einem zärtlichen Blick mit unseren deutschen Tugenden. Ein Film, der uns zwischen Stempel, Akten und Drucker über die Absurdität des Lebens, des Sterbens bzw. des After-Lifes lachen lässt.«
Der Deutsche Nachwuchsfilmpreis wird dreimal gleichwertig vergeben und ist mit je 2000 Euro dotiert, die vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich erhalten die Preisträger*innen eine einjährige Mitgliedschaft im Bundesverband Regie (BVR) sowie einjährige Produzent*innen-Patenschaft. Die Paten sind in diesem Jahr: Fabian Döring (PINK FOX STORYHOUSE), Hüseyin Tabak (Regisseur) sowie Svenja Vanhoefer (REBELLE Film).
Die Jury sprach zusätzlich zwei lobende Erwähnungen aus. Der Film R 52.9, Pain unspecified (Regie und Drehbuch: Lili Henrike Knickenberg, Amélie Charlotte Gentsch, Christin Gutwasser; Hochschule Flensburg) über Menstruationsschmerz »arbeitet auf experimentelle Weise mit kraftvollen Bildern, innovativem Schnitt und eindrucksvollem Ton, um ein Gefühl sichtbar zu machen.«
Im Film Einer von euch (Regie: Amos Ostermeier; Drehbuch: Carlos Gerner; HFF München) geht es um toxische Männlichkeit, Einengung und Entfaltung: »Mit austariertem Gespür für Zwischentöne wird hier gezeigt, wie subtil, aber tiefgreifend jene Machtstrukturen sind, die junge Menschen dazu zwingen, sich zu verstellen und zu verleugnen.«
Der up-and-coming international Film Award wird ebenfalls dreimal gleichwertig vergeben und geht an den brasilianischen Film Hide and Seek von Vitória Vasconcellos, ein auf 16-mm-gedrehtes Porträt aus der Ich-Perspektive über Schwesternschaft und Überleben unter den restriktiven Abtreibungsgesetzen Brasiliens. Es sei ein stimmiger Film mit einer einzigartigen Perspektive, so die Jury: »Durch seinen fast dokumentarischen Stil und das großartige, feinfühlige Schauspiel der Frauen vermittelt der Film dem Zuschauer das Gefühl, Teil der Geschichte zu sein… Dieses mutige Kunstwerk thematisiert implizit die Dringlichkeit der Frauenrechte und die Gefahren, die entstehen, wenn diese Rechte verweigert werden. Es ist unverzichtbar für die Selbstbestimmung, Gesundheit und Integrität von Frauen weltweit.«
Ein weiterer Film Award geht an den spanischen Kurzfilm Now and Then von Iván Melguizo, »eine Komödie als Hymne an die Zweisamkeit und neue Chancen.« In der Jurybegründung heißt es weiter: »Dieser Film zeichnet mit feinem und unglaublich unterhaltsamem Blick den Kreislauf einer Beziehung nach – mit all den zarten, schmerzhaften und widersprüchlichen Momenten, die dazwischen liegen. Der präzise Rhythmus und der klug gesetzte Schnitt verleihen dem Film eine fließende, fast musikalische Dynamik, die Nähe, Distanz und Wandel in kürzester Zeit greifbar macht. Die beiden Schauspielenden tanzen dabei beeindruckend leichtfüßig auf dem Parkett einer Liebe in all ihren Facetten, von leuchtender Anziehung bis zu leiser Entfremdung.«
Ausgezeichnet mit einem Film Award wurde auch When the Petals Fall von Ka Hin Tsoi aus Hong Kong in dem ein alter Mann darum kämpft, sein brutales Geheimnis zu verbergen, während ein kleiner Junge aus der Nachbarschaft immer näher in sein Leben rückt. Für die Jury ist der Film ein Meisterwerk: »Der Film bringt uns die Innenwelt eines alten Mannes näher, der mit der dunkelsten Seite seiner Persönlichkeit zu kämpfen hat. Wir betreten diese Welt durch die Augen eines kleinen Jungen. Mit großem Einfühlungsvermögen begleitet der Film seine Protagonisten. Wir sehen verschiedene Generationen, und der Film wird von den herausragenden Leistungen seiner Darsteller getragen. Die einfühlsame, fast lyrische Kameraführung gibt dem Publikum genügend Raum, um sich diesen Protagonisten anzunähern. Dieser Film erzeugt eine unglaubliche Spannung, ohne auf Effekte zu setzen. Er vertraut seiner Geschichte und seinen Darstellern. Er urteilt nicht, obwohl er sich mit einem äußerst sensiblen Thema befasst.«
Eine lobende Erwähnung sprach die Jury außerdem für den Film Sweet Heist (Regie Ali Kisitu, Drehbuch: Ali Kisitu, Isaac Muwonge) aus Uganda aus. Für die Jury sei dieser Kurzfilm »ein Geschenk über die pure Freude am Filmemachen trotz aller Widerstände.«
Alle Preisträger*nnen des undotierten up-and-coming International Film Awards werden in die internationale Masterclassfilm aufgenommen. In digitalen Workshops werden die Talente unter anderem in Scriptwriting und Internationale Co-Produktionen gecoacht und miteinander vernetzt.«
Festivalleiter Burkhard Inhülsen: »Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger*innen. Wir haben in den vergangenen fünf Tagen 81 berührende, emotionale, spannende Filme von jungen Talenten gesehen, die in unterschiedlichen Kontexten entstanden sind und uns alle mit ihrer Kreativität und den Geschichten überzeugt haben. Viele nationale und internationale Filmschaffende sind nach Hannover gereist und konnten sich vernetzen. Gespannt sind wir auch auf die Filme, die in diesem Jahr bei der Drehbuchklasse Deutschland entwickelt wurden. Zehn Schüler*innen haben teilgenommen. Es gibt sie, die jungen Filmtalente, und wir sind stolz, ihnen mit unserem Festival eine Sichtbarkeit zu geben. Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe von up-and-coming 2027.«
Über das Festival
Seit 1982 gibt das up-and-coming Int. Film Festival Hannover einer jungen Generation von Filmemacher*innen eine erste Möglichkeit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Das alle zwei Jahre stattfindende Festival gehört zu den führenden künstlerischen Nachwuchs-Filmfestivals und ist ein Ort des Austauschs und der Vernetzung für Filmschaffende aus aller Welt. Als kultureller Bundeswettbewerb wird up-and-coming vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) gefördert. Das Bundesministerium stiftet auch alle Preisgelder. Weitere Förderer des Festivals sind die nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH und das Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover. Weitere Partner sind: casting network, Bundesverband Regie (BVR), Produktionsallianz, Deutscher Drehbuchverband (DDV), jaf – Verein für medienpädagogische Praxis Hamburg e.V., Kino im Künstlerhaus und Künstlerhaus Hannover.
Weitere Infos über das Festival unter www.up-and-coming.de
(Quelle: Pressemeldung 23. November 2025)
